Projektstand

Rückblick
Unsere letzte GV fand am 20. Juni 2017 statt, den Projetstand fasste ich damals wie folgt zusammen:
Anfang des Jahres 2017 erhalten wir über einen inoffiziellen Kanal die aktuellen Ausführungspläne, Materialauszüge und Baubeschriebe und sind erfreut über die Professionalität der Unterlagen, die von der Firma EPROB (Empresa de Proyectos de Arquitectura e Ingeniería) erarbeitet wurden.
Inzwischen sind die Arbeiten auf der Baustelle an der Calle Conde 55 aufgenommen worden. Etwa die Hälfte der Aushubarbeiten der ersten Etappe ist ausgeführt, die Magerbetonsohle eingebracht und die Schalung und Armierung für die Streifenfundamente sind in Bearbeitung.
Es besteht also Grund zur Annahme, dass nun der Bauprozess in Gang kommt und mit handfesten Resultaten zu rechnen ist. Die Fertigstellung kann, vorausgesetzt es gibt keine weiteren Rückschläge, bis Ende 2018 erfolgen.

Wie wir heute wissen, gab es laufend Rückschläge, einerseits auf Grund der völkerrechts-widrigen und illegalen Erdrosselungspolitik des Imperiums, andererseits durch die sogenannte «interne Blockade» in Cuba selbst. Immerhin sind wir heute weiter als im Juni 2017, dazu Erläuterungen im Detail.

2017
Im September verwüstet der Hurrikan Irma mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Km/h und mit 16 Meter hohen Wellen grosse Teile der Nordküste Cubas. Auch der Küsten-bereich Havannas wird von der Sturmflut überschwemmt und viele Wohnviertel stehen tagelang unter Wasser. Die Schäden an der Infrastruktur, an Gebäuden und in der Landwirtschaft sind enorm. Die Bewohner müssen bis zu 48 Stunden ohne Strom, Wasser und Gas auskommen. Die Nahrungsmittel in den Kühlschränken verderben. In den Strassen steht das Wasser den Menschen bis zur Hüfte. Umgestürzte Bäume und Strommasten behindern das Durchkommen der Rettungskräfte.

Glücklicherweise wird die Baustelle an der Conde 55 nicht beeinträchtigt, lediglich die intensiven Niederschläge haben die Baugrube mit Wasser gefüllt. Die angrenzenden Wohngebäude nehmen keinen Schaden. Die Bauarbeiten werden wieder aufgenommen. Doch der permanente Mangel an Baumaterial wird durch den Sturm weiter verschärft. Ende November teilt uns Manolo mit, dass die Baustelle über keinen Wasser- und Elektroanschluss verfügt und eine bestehende - illegale - Gasleitung den Aushub behindert.

2018
Im Januar wird der Baustrom-Anschluss installiert, der Wasseranschluss ist pendent, dem Gaswerk wird der Auftrag zur Verlegung der Gasleitung erteilt.
Zement, Sand und Kies sind infolge der Sturmschäden auf der ganzen Insel Mangelware, ganz zu schweigen von Armierungseisen.
In der Zwischenzeit sollen die Wände der angrenzenden Gebäude saniert werden, dazu braucht es jedoch Gerüste, diese können erst aufgerichtet werden, wenn die Gasleitung neu verlegt und die Hinterfüllung verdichtet ist. Da während Wochen nichts passiert, zieht die Kooperative ihre Mitarbeiter und die Maschinen ab und die Baustelle verwaist.
Wir entschliessen uns, dem Stadthistoriker einen Brief zu schreiben und uns über den Stillstand zu beschweren. Wir legen der Beschwerde eine Chronologie der Ereignisse oder besser Nichtereignisse der letzten 10 Jahren bei.
Von unserem Koordinator vor Ort erfahren wir, dass der Grund für die Arbeitseinstellung auf eine Fehlplanung der Entwässerungsleitung zurückzuführen ist; die Leitung wurde etwa 60 cm zu tief geplant, da in der Strasse keine Leitungen für Regenwasser vorhanden ist. Die überarbeiteten Pläne werden der Kooperative erst nach den Sommermonaten übergeben.
Aufgrund der Reklamation beim Stadthistoriker wird der Vizedirektor der Investitionsabteilung beauftragt, die Situation zu prüfen und die erforderlichen Massnahmen zu ergreifen um eine effizientere Durchführung der Bauarbeiten zu erreichen.
Zeitgleich mit unserem Brief an den Stadthistoriker informiert René im Oktober die Schweizer Botschaft, respektive die DEZA (Departement für Entwicklungszusammenarbeit) über die unbefriedigende Situation und bittet um Unterstützung. Er wird im Februar 2019 persönlich in Havanna sein und dann das Anliegen vorbringen. Eine Mitarbeiterin der DEZA informiert sich bei der Direktorin der Cooperation Internacional über die Gründe für den Stillstand auf der Baustelle. Diese Strategie der zweifachen Intervention verstärkt den Druck auf die Leitung der Cooperación Internacional und führt zu intensiven internen Abklärungen.
In der Folge werden die Bauarbeiten wieder aufgenommen und die anstehenden Probleme mit den Beteiligten besprochen und soweit wie möglich gelöst. Die Bausitzungen werden nun jede Woche abgehalten. Wir erhalten von Manolo und der Cooperation Internacional Aktennotizen über den Verlauf der Arbeiten und die anstehende Probleme auf der Baustelle.

2019
Ende Januar reisst ein Tornado eine Schneise der Verwüstung durch Havanna. Die Folgen sind zerstörte Wohnungen, Obdachlose, und eine defekte Infrastruktur. Die Behörden und der Zivilschutz reagieren vorbildlich. Die vom Tornado Geschädigten werden unmittelbar unterstützt und versorgt. Als Folge des Tornados ist eine weitere Verknappung der Baumaterialien unvermeidlich. Alle verfügbaren Baubrigaden werden beim Wiederaufbau eingesetzt.

Trotzdem werden die Bauarbeiten auf der Baustelle Conde 55 nicht eingestellt. Die zweite Etappe der Fundation ist in Arbeit. Wir erhalten ein Bauprogramme mit allen Phasen bis zur Fertigstellung. Die Fundamente inklusive der Bodenplatte als Basis für den Hochbau sollen bis Ende Juli erstellt sein, die Montage der Wandelemente soll im August beginnen.
Mitte Mai besucht uns Manolo mit seiner Frau in der Schweiz. Am 29. Mai findet ein Treffen des Vorstandes mit den beiden statt. Dabei werden intensive Gespräche geführt und Informationen ausgetauscht. Dann geht die Reise in den Kanton Tessin. Der Besuch eines idyllischen Grottos mit anschliessender Besichtigung eines Steinbruches in der Leventina bilden den Abschluss des Aufenthaltes.

Während der Sommermonate spitzt sich die Krise um Venezuela dramatisch zu. Es wird mit einer Militär-Intervention gerechnet. Kuba unterhält seit Jahrzehnten eine freundschaftliche Beziehung zu Venezuela und stellt sich auf die Seite der rechtmässig gewählten Regierung von Nicolas Maduro.

Für seine Solidarität mit Venezuela wird Kuba von der US-Administration mit harten Sanktionen bestraft. Ende August kann kein Erdöl mehr aus Venezuela nach Kuba geliefert werden. Die Strassen in Havanna sind leer, der öffentliche Verkehr kommt zum erliegen und Warentransporte sind auf ein Minimum beschränkt. Die Produktion wichtiger Güter des täglichen Bedarfs sinkt auf etwa 40%. Die Bevölkerung muss einmal mehr mit grossen Entbehrungen zurecht kommen.

Ausblick
Auf der Baustelle stehen die Bagger aus Mangel an Treibstoff still, die Arbeiten werden trotzdem mit Pickel und Schaufel weitergeführt. Bis Ende des Jahres soll die dritte Etappe der Fundamente abgeschlossen und die Bodenplatte betoniert sein, damit im neuen Jahr mit der Montage der vorfabrizierten Wandelemente begonnen werden kann.
Diesen November wird in Havanna das 500-jähriges Jubiläum der Stadtgründung mit Festakten und der Einweihung grossartiger Bauwerke, die in den letzen Jahre mit grösster Sorgfalt hervorragend restauriert wurden, gefeiert. Auch Bibliotheken für Kinder, Schulen, Kindergärten, Altersheime, Mehrzweckräume für kulturelle Anlässe, Museen, Konzerträume und Werkstätten werden der Bevölkerung zur Nutzung übergeben. In der Altstadt werden grosse Infrastrukturprojekte realisiert, wie die Erneuerung der Wasser- und Gasleitungen, der Telekommunikations-Netze und der Kehrichtentsorgung. Strassen, öffentliche Plätze und Parkanlagen werden mit LED-Leuchten ausgestattet.
Dies alles geschieht trotz dem mörderischen Wirtschafts- und Finanzkrieg des nördlichen Nachbarn.

Weitere Informationen finden Sie in unserem aktuellen Flyer. [PDF, 1.1 MB]
Weiterführende Informationen (auf Spanisch) finden sich im Projektbeschrieb [PDF, 3,4 MB] sowie letztem Arbeitssitzungsprotokoll aller Beteiligten [PDF, 860 KB].